It’s Bull’s day …

Südafrika bezeichnet sich selber als eine Regenbogennation, in der Leute aller Hautfarben friedlich zusammenleben. Dies hatte sich an diesem Wochenende für einen kurzen Zeitraum geändert! Am Samstag stand das Rugbyfinale der südafrikanischen Liga an. Die Finalteilnehmer waren die Blue Bulls aus Johannesburg und die Cheetahs aus Bloomfontein/ Freestate (Vrystate). Das Spiel selber fand in Bloomfontein statt.

Schon in der Woche davor gab es kein anderes Thema in der Standardbank. Ich hatte noch einen Kollegen gefragt, ob man da an Karten herankommen könnte, jedoch hätte man dafür einen umbringen müssen. Ich entschloss mich aber, dieses Ereignis nicht am heimischen Fernseher, sondern in einer Sportsbar anzuschauen. Und das hatte sich gelohnt. Als ich die Bar erreichte, war sie über und über mit Leuten in den blauen Trickots der Bulls übersät. Ich fand sogar noch einen Platz und bekam auch recht schnell ein Bier. Das Spiel konnte also beginnen.

Die Cheetahs gingen in der ersten Halbzeit in Führung. Dies konnte man nicht nur am Bildschirm sehen, sondern auch an der Anzahl der Schimpfwörter um mich herum hören. Rugby ist schon eine sehr leidenschaftliche Sportart. Sowohl für die Beteiligten als auch für die Zuschauer. Ich weiß nicht, wie oft ich die Wörter „fuck“ oder „shit“ hören musste.

Die Stimmung schlug jedoch um, als die Bulls in der zweiten Halbzeit den Ausgleich schafften. Es stand 25:25 und die reguläre Spielzeit war abgelaufen. Nun kam es zur extra time. Es wurden nach den 80 Minuten noch einmal 20 Minuten gespielt. Und was soll ich sagen, die Bulls gingen durch einen Penalty in Führung. Jedoch konnten die Cheetahs kurz vor Ende der Nachspielzeit ausgleichen. Ich fragte mich jetzt schon, was passieren würde. Gibt es vielleicht ein Elfmeterschießen wie im Fußball? Nein, ganz und gar nicht. Nach Ende der Nachspielzeit war das Spiel zu Ende. Beide Mannschaften teilten sich die Meisterschaft für dieses Jahr. Ist das nicht eine faire Sportart? Es gab überhaupt keinen Verlierer. Wenn ich da an so manches Elfmeterschießen im UEFA-Cup oder in der Champions League denke, dann spart man sich hier in Südafrika die Bilder der weinenden Spieler. Keine schlechte Idee, oder?

Viele sportliche Grüße aus Johannesburg,

Euer Tino

Schmeckt’s?

Es war Freitagabend und die Planungen sahen vor, einmal das Nachtleben von Johannesburg kennen zu lernen. Davor wollte ich aber mit einem Kollegen noch etwas essen gehen. Wir entschieden uns für den Nelson Mandela Square, von dem ich in einem früheren Beitrag schon berichtet hatte.

Zuerst kehrten wir in so eine Art Cafe ein. Dieses war recht stark besetzt, so dass wir mit einer gewissen Wartezeit rechneten. Als aber nach ca. zwanzig Minuten immer noch kein Kellner unsere Bestellung aufnehmen wollte, entschieden wir uns, das Cafe zu verlassen und in das gegenüberliegende Fischrestaurant zu gehen. Hier fand man komplett das Gegenteil von dem Cafe vor.

Ein Kellner begleitete uns vom Empfang bis zu unserem zugewiesenen Tisch. Zugleich fragte er, ob er die Karte bringen sollte oder etwas empfehlen könnte. Wir entschieden uns für die Karte. Kurze Zeit später tauchte er wieder auf, brachte die Karte und nahm unsere Getränkewünsche auf. Wir bestellten beide ein Bier und studierten die Karte. Es vergingen vielleicht gerade noch zwei Minuten, da war der Kerl schon wieder da, brachte das Bier und wollte unseren Essenswunsch aufnehmen. Ich bestellte eine Seezunge mit Garnelen und mein Kollege ein Gericht nach Durban Art. Als Vorspeise nahm ich noch einen fritierten Käse. Nach zwei Minuten tauchte der kerl wieder auf und brachte das Besteck. Er erläuterte, was für was war und verschwand dann wieder. Nach kurzer Zeit kam er erneut und brachte meinen Käse. Als ich gerade den zweiten Käse gegessen hatte, kam er wieder vorbei und fragte, ob alles in Ordnung war. Ich kam mir langsam vor, wie der arme Kerl bei Loriot, der nicht zum Essen kommt, da andauernd irgendwelche Leute um ihm herum etwas wissen wollen.

Als ich dem Kellner erwiderte, dass alles in Ordnung sei, nahm er einen Löffel, der bei mir gedeckt war, und steckte ihn in die Soße, die zu dem Käse serviert worden war. Ich fand das schon ein wenig unhöflich, da ich vorher den Käse in die Soße dippte und mir nun der Löffel diesen Weg versperrte. Ich nahm also den Löffel wieder heraus. Als ich den letzten Bissen heruntergeschluckt habe, kam auch sofort der Kellner und räumte ab. Es dauerte keine drei Minuten, da kam der Kellner wieder vorbei und brachte eine Schüssel. Er bemerkte, dass dies für die Reste der Garnele sei.

Kaum war er verschwunden, tauchte er auch schon erneut mit unserem Essen auf. Servierte es und verschwand, jedoch nur, um in kurzer Zeit wieder aufzutauchen und zu fragen, ob es schmeckt. Danach ließ er uns allerdings in Ruhe.

Eins muss man aber auch noch erwähnen. Der Kellner hatte Prinzipien. Wir hatten zwei unterschiedliche Biere bestellt. Mein Kollege ein Windhoek Lager und ich ein Black Lager (oder so). Als es an das Servieren ging, wollte er mir das Windhoek Lager hinstellen und meinem Kollegen das Black Lager. Wir konnten dies gerade noch verhindern. Als es an die zweite Bestellung ging, nahm ich eine Sprite (ich musste ja noch fahren) und mein Kollege noch einmal ein Windhoek Lager. Aber der Kellner brachte nun ein Black Lager. Wenn er einmal eine Person einem Bier zugeordnet hatte, dann ließ er sich wahrscheinlich davon auch nicht abbringen.

Bei der zweiten Bestellung machte er sich bei mir auch ein wenig unbeliebt. Als ich ein alkoholfreies Bier bestellen wollte, schaute er mich komisch an und meinte, dass, wenn ich ein Light Beer haben wollte, ich doch Becks nehmen sollte. Das ist nun aber eines meiner Lieblingsbiere. War schon ein schlechter Witz!

Der Clou war dann auch noch die Rechnung. Als wir diese verlangten, brachte er sie und meinte beiläufig, dass darin noch nicht das Trinkgeld enthalten wäre. Schon etwas frech, oder? Ich bezahlte mit Kreditkarte und rundete auf 290 Rand auf. Da ich die Neun etwas unleserlich geschrieben hatte, kam er noch mal vorbei und vergewisserte sich, ob es auch eine Neun sei. Am liebsten hätte ich jetzt gesagt: „Ja, es war eine Neun, aber wegen der Sache ist jetzt eine Acht!“

Mann, was für ein Abendessen!

Viele Grüße,

Euer Tino