Jetzt wird’s ernst!!!
Der 16. Dezember ist Feiertag in Johannesburg. Ursprünglich als Gedenktag eingeführt, um an die siegreiche Schlacht der Buren gegen die Zulus am Blood River zu erinnern, wurde er nach der politischen Wende als Gedenktag ausgerufen, an dem der ANC seinen Kampf gegen die Apartheid startete. Wahrscheinlich wird dieser Tag aber demnächst auch in die Geschichte Südafrikas eingehen, an dem ein entscheidender Parteitag des ANC begann. Warum?
Die größte Macht in Südafrika besitzt der Präsident. Dieser wird vom Parlament für fünf Jahre gewählt und darf nur einmal wiedergewählt werden. Gegenwärtiger Präsident ist Thabo Mbeki, welcher seit neun Jahren das Land regiert. Obwohl Südafrika ein Mehrparteiensystem aufweist, wird das Parlament vom ANC dominiert (gegenwärtig 60 Prozent). Das heißt also, dass der nächste Präsident ebenfalls vom ANC gestellt wird.
Auf dem am Sonntag beginnenden Parteitag des ANC wird ein neuer Parteivorsitzender gewählt. Zur Wahl stehen der Amtsinhaber Thabo Mbeki und der gegenwärtige Vizevorsitzende und Intimfeind Mbekis Jacob Zuma. Sollte Thabo Mbeki Vorsitzender bleiben, könnte er zwar nicht als Kanditat für die nächste Präsidentenwahl aufgestellt werden, jedoch könnte er erheblich Einfluss ausüben. Mbeki ist aber in der Bevölkerung und auch bei seinen eigenen Parteianhängern äußerst unbeliebt. Das liegt vor allem an seinem persönlichem Auftreten. Von außen betrachtet wirkt er stillschweigend und unscheinbar. Sein Machtwillen sieht aber anders aus. Kurz nach seiner Wiederwahl entfernte er die Personen aus seinem Kabinett, die ihm gefährlich werden könnten, und besetzte diese Stellen mit unfähigen Ja-Sagern. So sieht die gegenwärtige Gesundheitsministerin rote Beete als gutes Medikament gegen HIV. In einem Land, wo 5,2 Millionen Menschen an AIDS erkrankt sind, ist dies nicht gerade hilfreich. Auch die Kriminalität konnte Mbeki in den letzten Jahren nicht bekämpfen. Was aber am schlimmsten wiegt ist, dass das Wirtschaftswachstum in Südafrika an den Armen vorbeigeht. Dies betrifft vor allem die Townships, die die Basis des ANC stellen.
Mbekis Gegenkanditat ist aber auch nicht viel besser. Er soll in verschiedene Korruptionsaffären verwickelt sein und hat einen Vergewaltigungsprozess hinter sich. In diesem soll er die die HIV infizierte Tochter eines Freundes vergewaltigt haben. Das Schlimme an dem Prozess aber war die Antwort Zumas auf die Frage des Richters, warum er denn kein Kondom verwendet hätte. Darauf meinte er nämlich, dass dies nicht notwendig gewesen sei, da er ja anschließend geduscht habe. Trotzdem taten ihm diese Prozesse keinen Abbruch. Sein Ansehen in der Bevölkerung stieg. Auf dem ANC Parteitag gilt er als klarer Favorit. Sechzig Prozent der Deligierten könnten ihm ihre Stimme geben. Trotzdem ist das Rennen für Mbeki noch nicht gelaufen. Auf dem Parteitag wird gedroht, geschmiert und geklüngelt, so dass immer noch Mbeki als Sieger das Terrain verlassen kann.
Was einen momentan aber äußerst beunruhigt, ist der Verlauf des Parteitages. Beide Lager sind mittlerweile so verfeindet, dass die Reden des jeweils anderen Lagers extrem gestört werden. Ich möchte nichts an die Wand malen, aber ich kann mir momentan nicht vorstellen, dass wenn das eine Lager gewinnt, dass andere Lager sich ruhig verhält. Man darf also gespannt sein.
Sehens wir mal pragmatisch: Wenn einer Präsident wird, der selbst HIV-infiziert ist (und sei es auch durch eine Vergewaltigung), dann ist davon auszugehen, dass er beginnt mehr über diese Krankheit zu begreifen und (vielleicht) auch mehr gegen diese Seuche zu tun.
(Die Hoffnung stirbt zuletzt. =8)
Ich glaube, Zuma hatte einfach Glück gehabt. Von einer HIV-Infektion ist momentan nichts bekannt. Da es aber mittlerweile ein ernstes Problem in Südafrika ist, bleibt wirklich nur zu hoffen, dass in Zukunft etwas seriöser mit dem Thema umgegangen wird …