Gegenwärtig gibt es in Südafrika nur ein Thema – die in letzter zunehmende Anzahl an Stromausfällen. In dieser Woche beispielsweise gab es von Dienstag bis Donnerstag meist zwischen 21:00 Uhr und 22:00 Uhr keinen Strom. Aber auch während des Tages soll es immer wieder zu Stromausfällen gekommen sein. Am Freitagabend konnte man den Strom jedoch nicht abschalten. Da war nämlich Elton John in Johannesburg 😉
Aber auch ein Cricketspiel fand am Freitagabend statt. Auf der Internetseite konnte man lesen, dass das Spiel auf jeden Fall stattfinden wird, da das Stadion einen eigenen Generator hat. Generatoren scheinen eh momentan schwer begehrt zu sein. Jeder, der was auf sich hält, nennt dies sein eigen. Trotzdem nerven diese Stromausfälle allmählich und erzürnen die hiesige Bevölkerung. In Pretoria beispielsweise standen aufgrund eines Stromausfalles sämtlich Vorortzüge still. Eine aufgebrachte Menge zündete diese dann am Freitagabend an.
Friseurläden berichten, dass sie bei den spontan auftretenden Stromausfällen ihre Kunden nicht bedienen konnten. Kunden mussten beispielsweise ihre Haare Luft trocknen lassen. Bei einigen hat diese Prozedur bis zu vier Stunden gedauert.
Ein Krankenhaus hatte gemeldet, dass ein Mann fast gestorben wäre, da bei einer Bypassoperation der Strom ausgefallen sei und der Generator des Krankenhauses erst nach zehn Minuten ansprang. Auch sicherheitstechnisch werden die Stromausfälle interessant. Die Anzahl der Hauseinbrüche hat zugenommen, da die ansonsten durch Elektrozäune gesicherten Häuser nicht mehr ausreichenden Schutz bieten.
Auf der anderen Seite findet man aber auch die sprichwörtliche afrikanische Gelassenheit. So wurde der ESKOM-Chef (ESKOM ist das staatliche Energieversorgungsunternehmen) auf einen Vertrag angesprochen, den er zusammen mit ALCAN unterzeichnet hatte. ALCAN plant den Bau einer Aluminiumhütte und wollte sich durch den Vertrag mit ESKOM absichern, die entsprechenden Strom zum Betreiben der Hütte auch zu erhalten. Dieser ESKOM-Chef wurde nun angesprochen, wie man denn aufgrund der derzeitigen Misere ALCAN noch zusätzlichen Strom zur Verfügung stellen möchte. Dieser antwortete, dass er es auch nicht wisse, aber die Konventionalstrafe billiger als der Bau eines neuen Kraftwerks sein.
Auch keine Morgenshow im Radio vergeht, ohne das Thema Stromausfälle anzusprechen. So wurden am Donnerstag die Zuschauer aufgerufen, Möglichkeiten zu finden, um aus der Misere herauszukommen. Folgende Vorschläge fand ich recht interessant:
** Man könnte doch das Department of Home Affairs (zuständig für die VISA-Erteilung in Südafrika) vom Strombetrieb abschalten. Da wird eh nicht gearbeitet.
** Man könnte doch die Kraftwerke in Simbabwe nutzen. Die Simbabwer seien eh alle nach Südafrika geflohen und da würde das Betreiben der Kraftwerke doch keinen Sinn mehr machen.
** Ein Zuschauer fragte, ob es denn nötig sei, auf einer elektronischen Werbetafel zum Stromsparen aufzurufen.
So wie es aber aussieht, wird dieses Stromproblem bis 2010 bestehen. Bis dahin könnten erst Kraftwerke fertiggestellt werden. So muss man wohl weiterhin bei Kerzenschein den Abend genießen.